Zahnfleischentzündungen sind neben der Karies die häufigste Erkrankung in der Mundhöhle und Ursache für den Zahnverlust in der zweiten Lebenshälfte.

Für einen möglichst lang anhaltenden Erfolg der Parodontalbehandlung sind sowohl eine regelmäßige Nachsorge mit professionellen Prophylaxemaßnahmen als auch eine systematische, konsequente und intensive häusliche Zahnpflege von ausschlaggebender Bedeutung.

Information

  • Parodontalbehandlung
  • Regenerative Therapie (GTR)
  • Mikrobiol. Diagnostik und Parodontitistherapie

Zahnfleischentzündungen

Das gesunde Saumepithel umgibt den Zahn wie eine schützende Manschette und bildet eine Zahnfleischfurche (Sulcus) von ca.1-2 mm aus. In dieser Furche kann sich Plaque (bakterieller Zahnbelag = Biofilm) ansammeln, die zu einer oberflächigen Entzündung führt (Gingivitis). Diese Entzündung kann das Zahngewebe nach und nach zerstören und der Zahnbelag dringt immer tiefer in die sich bildenden Zahnfleischtaschen ein. Gleichzeitig bildet sich subgingivaler Zahnstein(unterhalb der Zahnfleischgrenze).Plaque und Zahnstein zerstören den Zahnhalteapparat, der Zahn wird locker (Parodontitis).
Der Zahnhalteapparat (Parodont) ist das funktionelle Befestigungssystem jedes Zahnes. Er besteht aus verschiedenen Stützgeweben, die die Funktion haben, den Zahn im Knochen zu verankern und dabei die Belastungen auf diesen zu übertragen.

Diagnostik

Eine initiale Diagnostik kann eine Fotodokumentation, die Erstellung diverser Indizes (z. B. Plaqueindex, API) und Röntgenaufnahmen beinhalten. Bei den Röntgenaufnahmen wird eine Panoramaaufnahme angefertigt. Von nicht vital reagierenden und wurzelgefüllten sowie nicht auf der Aufnahme ausreichend erkennbaren Zähnen werden Zahnfilme erstellt. Die Röntgendiagnostik gibt Auskunft über Zustand, Form und Beschaffenheit von Zahnhartsubstanz, Alveolenknochen, Desmodontalspalt und Restaurationen.

Nach Erhebung eines Parodontalstatus kann eine zusätzliche spezielle Diagnostik notwendig sein. Heute gibt es im Bereich der Mikrobiologie und Immunologie durch verbesserte Nachweismethoden die Möglichkeit, die klinische Diagnostik zu ergänzen. Diese Verfahren konzentrieren sich auf den Nachweis mutmaßlicher parodontopathogener Bakterien.

Vor Beginn einer Parodontalbehandlung ist eine Befunderhebung des Zahnhalteapparates (Parodontium) nötig. Da die radiologische Bewertung eher einen überprüfenden Charakter hat, sind die Sondierungswerte und die Beurteilung des Parodontiums sichere Parameter für die Diagnostik.

Die Zahnfleischtaschen werden gemessen, die Blutung wird beobachtet. Bei Code 3 (Taschen größer 3,5 mm und Blutungszeichen) und Code 4 (Taschen größer 4,5 mm und Blutungszeichen) wird eine Parodontalbehandlung notwendig.

Behandlung

1. Die Vorbehandlung

Dient einerseits dem Ausschalten von Störfaktoren, die das Krankheitsbild auslösen oder begünstigen. Dazu gehört die Reinigung der Zähne von harten und weichen Belägen (professionelle Zahnreinigung) sowie die Beseitigung überstehender Füllungsränder. Begleitend erfolgt die Aufklärung über die individuelle Mundhygiene und ihre Einübung.

2. Die Parodontal-Behandlung

Dabei werden die Wurzeloberflächen von Bakterien und anhaftenden Belägen gereinigt und geglättet. Zur Unterstützung der Heilung können Medikamentenschienen, Spüllösungen oder die orale Gabe von Antibiotika eingesetzt werden. Falls der Knochenverlauf ungünstig ist oder die Zahnfleischtaschen sehr tief sind, ist ein chirurgisches Vorgehen erforderlich.

Während der Parodontitisbehandlung können zusätzliche therapeutische Maßnahmen wie Medikamentenschienen, Spüllösungen oder die orale Einnahme von Antibiotika eingesetzt werden.

Der individuelle Befund gibt die Therapie vor.

3. Geschlossene Kürettage

Die geschlossene Kürettage ist die Standard-Therapie der Parodontitis, die ohne operativen Eingriff verläuft.

Sie beinhaltet die intensive Reinigung der Wurzeloberflächen von Bakterien und festen Belägen sowie das Glätten der Wurzeloberflächen unter Einsatz von Hand- und Ultraschallinstrumenten.

4. Offene Kürettage (Lappenoperation)

Im Seitenzahnbereich wird die offene Kürettage bei Furkationsbeteiligung eingesetzt. Dieser chirurgische Eingriff ermöglicht einen direkten Zugang und Sicht zu den parodontalen Schäden und somit die bessere und intensivere Reinigung der Wurzel- und Knochenoberflächen.

Recall

Für einen möglichst lang anhaltenden Erfolg der Parodontalbehandlung sind sowohl eine regelmäßige Nachsorge mit professionellen Prophylaxemaßnahmen als auch eine systematische, konsequente und intensive häusliche Zahnpflege von ausschlaggebender Bedeutung.

Um eine möglichst lange Haltbarkeit der Zahnerhaltung zu gewährleisten, sollte der Patient zunächst alle 3 Monate, später alle 6 Monate eine regelmäßige Kontrolle und eine Professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt durchführen lassen.

Die Erhaltungstherapie bzw. Recall ist der wichtigste Teil der Parodontalbehandlung.

In den Recall-Sitzungen werden diagnostische und therapeutische Maßnahmen sowie die Professionelle Zahnreinigung, Politur, Fluoridierung, die Reinigung unterhalb des Zahnfleisches und die Rezidivbehandlung durchgeführt.

Da Parodontitis eine chronische Erkrankung des Zahnhalteapparats ist, muss die individuelle Mundhygiene auf den Patienten abgestimmt und überdurchschnittlich intensiv, konsequent und zeitlebens betrieben werden.

Die Nachsorge ist ein wichtiger Abschnitt der Behandlung. Um eine möglichst lange Haltbarkeit der Zahnerhaltung zu gewährleisten, sollte der Patient zunächst alle 3 Monate, später alle 6 Monate eine regelmäßige Kontrolle und eine Professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt durchführen lassen.

Unabdingbar ist aber die eigene systematische und regelmäßige häusliche Pflege.

Elektrische Zahnbürsten können oszillierend rotierend für gut trainierte Patienten oder schallaktiv für untrainierte Patienten sein.

Bei Parodontitis-Patienten ist der Interdentalraum in der Regel erweitert und daher besonders zu beachten und zu behandeln.

Für die möglichst langfristige Erhaltung des Behandlungsergebnisses ist die systematische, regelmäßige und intensive Säuberung des Zwischenraumes eine wichtige Voraussetzung. Dazu braucht der Parodontitis-Patient Hilfsmittel wie Zahnseide, Zahnhölzer, Flauschzahnseide und Interdentalbürstchen.